Donnerstag, 20. November 2014

Die letzte Woche in Peru

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

ich bin wieder in Urubamba, nachdem ich durch den Colca Canyon gewandert bin und vieles Neues gesehen habe. Ich bin aber sehr gluecklich, wieder bei meiner Familie zu sein.

Die Tour in den zweittiefsten Canyon der Welt fuehrte zunaechst einmal knapp vier Stunden lang einen rutschigen Serpentinenweg hinunter, bis wir dann ganz unten, am Fluss, angekommen waren. Von dort aus ging es nach dem Mittagessen erneut drei Stunden weiter, bis wir in der Oase Sangalle angekommen waren. Dadurch, dass ein natuerlicher Wasserfall diesen kleinen Ort komplett versorgt, ist alles im Gegensatz zum Rest des Canyons gruen, und jede Unterkunft hatte einen kleinen Pool.


Am naechsten Morgen ging es ueber 1200 Hoehenmter hinauf, um wieder zu unserem Anfangspunkt, und damit auch zum Fruehstueck zu gelangen. Trotz meines enorm schweren Rucksacks legte ich eine ganz passable Zeit hin!

Mit dem Bus ging es wieder zurueck in Richtung Arequipa, auf dem Weg sahen wir schoene Doerfer, trafen auf Alpaca und badeten in warmen Thermalquellen.



Ueber Nacht nahm ich den Bus zurueck nach Cusco, und wurde dann hier in Urubamba davon ueberrascht, endlich das Paket meiner Mama in den Haenden zu halten.




Ich weiss noch nicht so ganz, wie ich das alles bis Samstag aufessen soll, jedoch kann ich beruhigt sagen, dass meine Basketballschueler mit Freude einen grossen Teil entgegennehmen werden. :-)

Wie schon gesagt, bis zum Samstag bin ich nun noch hier. Mein Flieger geht um 16 Uhr aus Cusco, und am fruehen Sonntagabend bin ich dann wieder in Frankfurt. Ich hoffe, dass bis dahin alles glattlaeuft!

Bis bald
Euer Pascal













Samstag, 15. November 2014

Abgeschiedenes Leben auf dem Titicacasee

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

seit Ende der letzten Woche ist meine Arbeit als Volontaer "offiziell" beendet, und ich habe nun noch fuer die restliche Zeit die Moeglichkeit, zu reisen und einige Eindruecke des Landes zu sammeln. Die zwei Orte, die ich mir dafuer ausgesucht habe, sind zunaechst einmal der Titicacasee, der an der Grenze zu Bolivien auf ueber 4000 Metern ueber Meereshoehe throhnt, und nun Arequipa + der Cañon de Colca.

Am Lago Titicaca habe ich mich dagegen entschieden, die nach Erfahrungsberichten sehr touristischen und vollen schwimmenden Schilfinseln zu besuchen, sondern erst auf der Halbinsel Capachica zu uebernachten, um dann am naechsten Tag auf die vom Festland knapp vier Stunden entfernte Insel Amantaní zu gelangen.


Ueberfahrt im kleinen Boot

Dort lebte ich fuer zwei Tage in einer Familie, die ein sehr einfaches Leben fuehrt. Die Besonderheit an dieser Insel ist, dass sie nicht touristisch ausgeschlachtet wird, sondern man wirklich einfach direkt den Lebensstil der Familien hautnah erleben kann. Fuer mich war das sehr interessant, gerade wenn man versucht, zu vergleichen, wie die Menschen nach westlichen Standards leben.
Hier wird auch als Tourist im taeglichen Leben mitgeholfen. So baute ich gemeinsam mit Florentino, dem Herr des Hauses, am ersten Tag eine Mauer, damit die Ziegen nicht ausreissen, spaeter holten wir sie dann zusammen vom Feld.

Die Unterkunft aus Lehm und Schilfrohren



Am naechsten Tag ging es hinunter zum Strand, wo nach Florentinos Vorstellung in naher Zukunft bald seine Zwiebeln wachsen sollen. Dafuer muss natuerlich erst einmal das ganze Areal von Steinen befreit und vorbereitet werden, sowie passende Steine zur Abtrennung angeschleppt werden. Es war eine wirklich schweisstreibende Arbeit, zumal es in der Nachmittagssonne echt heiss wird! Abends half ich dann noch bei der Zubereitung des Essens, ehe man dank der kaum vorhandenen Lichtquellen am Boden einen wunderschoenen Sternenhimmel beobachten konnte.

Hier sollen bald Zwiebeln wachsen - es ist noch ein langer Weg!




Hier sind noch einige Impressionen vom Titicacasee selbst; Es ist unvorstellbar schoen dort, um es kurz zu fassen. Vor allen Dingen die Naturbelassenheit der Halbinsel Capachica sowie Amantanís sind einzigartig.

Sonnenaufgang auf Capachica
Verarbeitungsprozess von Quinua



Frisch eingeholte Fische am Strand


Die Tonne war Unterhaltungsgegenstand Nummer 1 fuer die Kinder!

Gleich auf Platz Nummer 2 war der kleine Vogel, den wir eingefangen hatten.

Ein klassisches Abendessen: Gemuesesuppe, dazu Kartoffeln, Kaese und Tomaten

Nach knapp sechs Stunden Busfahrt kam ich abends in Arequipa an, heute habe ich mir die Stadt angeschaut. Der Plaza de Armas wird foermlich von der riesig prunkenden Kathedrale beherrscht, Die Kolonialstadt ist fast ausschliesslich aus "sillar", weissem Vulkangestein gebaut und bietet im Stadtkern malerische Anblicke.

La Catedral


Der "El Misti" - einer von Arequipas Vulkanen

Weisses Vulkangestein auch bei dieser etwas kleineren Kirche

Auf der Stadtrundfahrt kamen wir auch zu Lamas, Alpaca und Vikunja

Faehrt man jedoch ein wenig ausserhalb des Zentrums, erwarten einen unfertige, heruntergekommene Vororte, die den Anschein erwecken, als wuerde von den Touristenmassen kein einziger Cent dort ankommen.

Im Zuge der Stadtrundfahrt hielten wir auch noch bei der Casa del Fundador, die einen klasse Einblick in das vornehme Leben frueherer Jahre gibt.





Als Abschluss der Stadttour besuchte ich das Kloster Santa Catalina, das unglaublich viel Flaeche einnimmt, es bildet sozusagen eine abgeschlossene Stadt in der Stadt. Sowohl die Anlage selbst vom Eindruck, als auch der religioese Aspekt dieses Komplexes haben mich sehr beeindruckt, und so bin ich froh, den etwas hohen Eintrittspreis bezahlt zu haben.






Einfache Kammer einer Nonne




Der Grundriss des Klosters


Jetzt gleich, um drei Uhr nachts, werde ich dann von einem Minibus abgeholt und es geht in Richtung Cañon de Colca, welcher der zweittiefste Canyon der Welt ist (gleich nach dem Cañon de Cotahuasi, der einige Stunden weiter entfernt ist).
Von dort berichte ich Euch noch, bevor es dann wieder in Richtung Heimat geht!

Bis bald,
Euer Pascal


Verabschiedung aus Urubamba

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

da ich fuer die letzten zwei Wochen meiner Zeit hier reisen darf, habe ich mich letzte Woche schon von allen meinen Teams und Schulklassen verabschiedet. Ich bin sehr traurig darueber, da mir die vielen Kinder und Jugendlichen sehr ans Herz gewachsen sind. Ich werde alle sehr vermissen.

Unser Team in Urubamba









Coach Nelly - meine "Chefin"

Es wird sehr schoen werden, noch einmal in meiner letzten Woche zurueckzukommen und die Kinder zu ueberraschen. :-) Darauf freue ich mich schon sehr, doch jetzt bin ich zunaechst erstmal auf Reisen!

Bis bald,
Euer Pascal

Freitag, 31. Oktober 2014

Tuerme, Schnee und der Wasserfall

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

gleich gibt es den zweiten neuen Eintrag, sozusagen als Doppelpack! Denn wir waren nicht nur auf dem Weg zu Machu Picchu, nein, wir haben auch die nahen Berge um uns herum noch nicht alle bestiegen.

Zwei Wanderungen unternahmen wir in den letzten Tagen: Die erste fuehrte uns hoch zu zwei Tuermen, die hoch oben auf dem von meinem Haus zu sehenden Berg thronen. Problem an der Sache war nur, dass wir weder beim Aufstieg, noch beim Abstieg irgendeine Art von Pfad fanden. Was das fuer uns bedeutete? Klettern, Gestruepp zur Seite schieben und durch stachelige Buesche steigen. Dumm nur, dass es ausgerechnet an diesem Tag - wie sonst eigentlich auch immer - sehr heiss war und ich frohen Mutes mit meiner kurzen Hose zur Wanderung antrat. Den Rest koennt Ihr Euch ja ungefaehr selbst zusammenreimen.

Als wir jedoch oben angekommen waren, waren wir sehr gluecklich. Wir hatten einen tollen Blick auf das Tal, sowie den schneebedeckten Chicón und den Nevado, ebenfalls ein Gletscher, auf den wir einige Tage spaeter steigen wollten.

Die Aussichten auf beide Seiten:




Wie schon angedeutet, auch der Weg nach unten gestaltete sich beschwerlich, vielleicht sogar noch schwieriger als der nach oben. Es war einfach grauenvoll, und trotz der teils wunderschoenen Natur konnten wir den Abstieg kaum geniessen. Till und Henry waren beide zwischendurch sogar ueberzeugt, in relativer Naehe einen Baer oder aehnliches gesehen zu haben - Die gibt es hier sogar! - was das Ganze fuer uns noch etwas stressiger machte! Im Endeffekt waren wir viele Stunden unterwegs und schafften die Wanderung bis auf zerkratzte Beine unversehrt wieder in unser Dorf zurueck. Doch der grosse Aufstieg stand ja noch vor uns.

Um den Nevado hochzusteigen, braucht es mehr als nur die klassische Wanderlust. Es braucht einerseits viel Zeit und normalerweise eine Person, die schon einmal oben war und den Weg kennt. Jedoch war keiner von uns dreien jemals schon oben gewesen, und einen Wissenden hatten wir auch nicht dabei. Trotzdem uns viele Volontaere ein wenig entmutigten, was die Chancen anbelangt, den richtigen Weg zu finden, liessen wir uns nicht beirren. Schon um 2 Uhr nachts wachten wir auf, um von Munaychay aus den Weg zu bestreiten. Die Vorgabe, "nach 15 - 20 Minuten links" zu gehen, war relativ vage, und genau so fuehlte es sich dann in der voelligen Dunkelheit auch an. Als wir dann irgendwann dem Bauchgefuehl nach links liefen und in einen Wald kamen, stand nur wenige Meter vor uns ein Tier, das fuer mich wie eine Art Wolf aussah. Ihr koennt Euch sicherlich gut vorstellen, dass wir nun eher weniger Lust hatten, irgendetwas zu riskieren, also kehrten wir zur Strasse zurueck und betrachteten den durch nur wenig Lichtverschmutzung klasse sichtbaren Sternenhimmel, bis es etwas heller wurde.
Als wir erneut den Weg entlanggingen und ueber steile Felder aufstiegen, bemerkten wir nach einer guten Dreiviertelstunde, dass das Haeuschen, zu dem wir gelangen sollten, auf einem voellig anderen Huegel stand. Wieder stiegen wir herab, und erst gegen 7 Uhr morgens konnten wir nun also beginnen, den richtigen Weg zu begehen.
Dieses bewucherte Feld ging es
zunaechst einmal hinauf
Der Weg war wunderschoen, wenn wir auch lange das Gefuehl hatten, auf irgendeine Art und Weise falsch zu sein. Staendig liefen uns Kuehe ueber den Weg, oder wir mussten ueber kleinere Felsen klettern. Nach einer gewissen Zeit jedoch, wieso auch immer, stiessen wir auf einen richtigen Pfad, mit Kilometerbeschriftung und Steinen zur Abgrenzung - sozusagen unser erstes Ziel. In den Anweisungen, die wir vorher erhalten hatten, wurde dieser Pfad nicht erwaehnt, aber wir wussten sofort, dass er hoch zur Schneegrenze fuehrt. Bei Kilometer eins begannen wir, und von dort an ging es viele steile Serpentinen, oder auch mal direkte Wege den berg hinauf. Das Wetter war wechselhaft, zwischendurch hagelte es sogar mal, und die Uhrzeit schritt immer weiter voran, was uns beunruhigte, da wir um 17.30 Uhr wieder in Munaychay sein mussten, um den Bus nach Urubamba zu erwischen.



Pfad gefunden!

Die Kilometermarkierungen, alle 20 Meter folgte eine neue
Als entmutigendes Moment entpuppten sich die vielen Aufstiege die Berge hoch, da wir immer wieder dachten, schon fast oben zu sein, jedoch sich auf der "Spitze" zeigte, dass hintendran noch ein weiterer Berg und viele Hundert Meter mehr zu Laufen warteten. Kilometer drei, vier und fuenf lagen schon hinter uns, und immer noch war kein versprochener Bergsee in Sicht, die Schneegrenze lag ferner denn je.
So nah und doch so fern - auch diesen Bergkamm galt es zu ueberqueren!

Doch dann, kurz nach Kilometer sechs, sahen wir auf einmal den ersten See. In einem tiefen blau lag er vor uns, still und unberuehrt.



 Wir hatten nun neue Motivation geschoepft und liefen weiter durch die Steinlandschaft, wo schon kurz darauf der zweite See vor uns lag. Von hier aus konnte man perfekt auf das Heilige Tal, aber auch auf das normalerweise viel hoeher liegende Chinchero blicken. Das verdeutlichte uns, wie hoch wir eigentlich gestiegen waren - zum Vergleich, Chinchero liegt auf ueber 3700 Metern.



Der zweite See mit dem Tal im Hintergrund

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Jetzt sahen wir das Ziel schon direkt vor unseren Augen, doch richtig glauben konnte ich es irgendwie nicht; erst, als ich dann wirklich Schnee in meiner Hand hatte. Wir hatten es gepackt, mehr als 10 Stunden nach unserem ersten Aufbruch standen wir am letzten See, in den grosse Eiszapfen hereinragten, und an dem ein eisiger Wind wehte. Hier machten wir fast eine Stunde Pause, um unseren mitgebrachten Proviant zu essen, was bitter noetig war. Ich war wirklich sehr erschoepft, doch der Blick auf die Natur entschaedigte das komplett.




Riesige Eiszapfen ragen hier in den verschmutzten See


Woohoo!!



Das Unwetter war schon von weit
oben greifbar
Der Abstieg dauerte bei weitem nicht so lange, dennoch einige Stunden. Wir folgten dem Pfad bis zu Kilometer null, der bei einer Mine war. Etwas komisch fuehlte sich das schon an, ueber das Gebiet zu laufen, da alle anderen Arbeiter Schutzkleidung und hohe Stiefel trugen, es wird gesagt, dass dort grosse Bodenschaetze gefunden wurden, vor der Regierung und dem Rest des Landes wird es allerdings noch geheim gehalten. Was davon wahr ist, kann ich schlecht beurteilen. Jedenfalls kamen wir so auf die Strasse in Richtung Munaychay, nachdem wir einen Staudamm hinuntergeklettert waren. Eine gute Stunde Laufweg lag vor uns, leider begann genau zu dieser Zeit ein grosses Unwetter. Zu Beginn war es noch weit von uns entfernt, mit jedem Meter, den wir auf der offenen Strasse liefen, schien es jedoch naeher zu kommen, bis wir dann knapp 20 Minuten vor unserem Ziel im Regen und Hagel standen, und der Donner fast unmittelbar auf den Blitz folgte. Wir stellten uns unter einem kleinen Strohdach, was so ungefaehr die einzige Moeglichkeit darstellte, irgendwie nicht nass zu werden, unter, und warteten einige Minuten ab, ehe wir nach Munaychay aufbrauchen und dort rechtzeitig, sogar eine Stunde vor dem Bus, in Munaychay ankamen.

Am Sonntag fuhren Till und ich nach Arín, einen kleinen Ort in Richtung Pisac, um von der Hauptstrasse aus einen Weg zu einem Wasserfall zu laufen. Wir hatten ihn bei einer vorherigen Fahrt gesehen und wollten uns das nicht entgehen lassen. Trotz eher bescheidenen Wetters liefen wir eine gute Dreiviertelstunde, bis wir bei dem Hauptwasserfall ankamen. Am Fusse wird momentan eine ziemlich luxurioese Hotelanlage gebaut. Wie viele Leute in einen so entlegenen Ort angelockt werden sollen, bleibt mir ein Raetsel. Jedenfalls versuchten wir auch, ein Stueck in den Wasserfall reinzuklettern, bei meinem Versuch, an eine wassergeschuetzte Stelle zu kommen drehte jedoch der Wind, was zur Folge hatte, dass ploetzlich eine grosse Ladung Wasser auf mich traf. Naja, wofuer hat man seine Regenjacke. ;-) Und wer kann schon von sich behaupten, wirklich unter einem Wasserfall gestanen zu sein?
Die grosse Hotelanlage im Bau




Bis bald!
Euer Pascal