Hallo liebe Leserinnen und Leser,
gleich gibt es den zweiten neuen Eintrag, sozusagen als Doppelpack! Denn wir waren nicht nur auf dem Weg zu Machu Picchu, nein, wir haben auch die nahen Berge um uns herum noch nicht alle bestiegen.
Zwei Wanderungen unternahmen wir in den letzten Tagen: Die erste fuehrte uns hoch zu zwei Tuermen, die hoch oben auf dem von meinem Haus zu sehenden Berg thronen. Problem an der Sache war nur, dass wir weder beim Aufstieg, noch beim Abstieg irgendeine Art von Pfad fanden. Was das fuer uns bedeutete? Klettern, Gestruepp zur Seite schieben und durch stachelige Buesche steigen. Dumm nur, dass es ausgerechnet an diesem Tag - wie sonst eigentlich auch immer - sehr heiss war und ich frohen Mutes mit meiner kurzen Hose zur Wanderung antrat. Den Rest koennt Ihr Euch ja ungefaehr selbst zusammenreimen.
Als wir jedoch oben angekommen waren, waren wir sehr gluecklich. Wir hatten einen tollen Blick auf das Tal, sowie den schneebedeckten Chicón und den Nevado, ebenfalls ein Gletscher, auf den wir einige Tage spaeter steigen wollten.
Die Aussichten auf beide Seiten:
Wie schon angedeutet, auch der Weg nach unten gestaltete sich beschwerlich, vielleicht sogar noch schwieriger als der nach oben. Es war einfach grauenvoll, und trotz der teils wunderschoenen Natur konnten wir den Abstieg kaum geniessen. Till und Henry waren beide zwischendurch sogar ueberzeugt, in relativer Naehe einen Baer oder aehnliches gesehen zu haben - Die gibt es hier sogar! - was das Ganze fuer uns noch etwas stressiger machte! Im Endeffekt waren wir viele Stunden unterwegs und schafften die Wanderung bis auf zerkratzte Beine unversehrt wieder in unser Dorf zurueck. Doch der grosse Aufstieg stand ja noch vor uns.
Um den Nevado hochzusteigen, braucht es mehr als nur die klassische Wanderlust. Es braucht einerseits viel Zeit und normalerweise eine Person, die schon einmal oben war und den Weg kennt. Jedoch war keiner von uns dreien jemals schon oben gewesen, und einen Wissenden hatten wir auch nicht dabei. Trotzdem uns viele Volontaere ein wenig entmutigten, was die Chancen anbelangt, den richtigen Weg zu finden, liessen wir uns nicht beirren. Schon um 2 Uhr nachts wachten wir auf, um von Munaychay aus den Weg zu bestreiten. Die Vorgabe, "nach 15 - 20 Minuten links" zu gehen, war relativ vage, und genau so fuehlte es sich dann in der voelligen Dunkelheit auch an. Als wir dann irgendwann dem Bauchgefuehl nach links liefen und in einen Wald kamen, stand nur wenige Meter vor uns ein Tier, das fuer mich wie eine Art Wolf aussah. Ihr koennt Euch sicherlich gut vorstellen, dass wir nun eher weniger Lust hatten, irgendetwas zu riskieren, also kehrten wir zur Strasse zurueck und betrachteten den durch nur wenig Lichtverschmutzung klasse sichtbaren Sternenhimmel, bis es etwas heller wurde.
Als wir erneut den Weg entlanggingen und ueber steile Felder aufstiegen, bemerkten wir nach einer guten Dreiviertelstunde, dass das Haeuschen, zu dem wir gelangen sollten, auf einem voellig anderen Huegel stand. Wieder stiegen wir herab, und erst gegen 7 Uhr morgens konnten wir nun also beginnen, den richtigen Weg zu begehen.
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Dieses bewucherte Feld ging es zunaechst einmal hinauf |
Der Weg war wunderschoen, wenn wir auch lange das Gefuehl hatten, auf irgendeine Art und Weise falsch zu sein. Staendig liefen uns Kuehe ueber den Weg, oder wir mussten ueber kleinere Felsen klettern. Nach einer gewissen Zeit jedoch, wieso auch immer, stiessen wir auf einen richtigen Pfad, mit Kilometerbeschriftung und Steinen zur Abgrenzung - sozusagen unser erstes Ziel. In den Anweisungen, die wir vorher erhalten hatten, wurde dieser Pfad nicht erwaehnt, aber wir wussten sofort, dass er hoch zur Schneegrenze fuehrt. Bei Kilometer eins begannen wir, und von dort an ging es viele steile Serpentinen, oder auch mal direkte Wege den berg hinauf. Das Wetter war wechselhaft, zwischendurch hagelte es sogar mal, und die Uhrzeit schritt immer weiter voran, was uns beunruhigte, da wir um 17.30 Uhr wieder in Munaychay sein mussten, um den Bus nach Urubamba zu erwischen.
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Pfad gefunden! |
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Die Kilometermarkierungen, alle 20 Meter folgte eine neue |
Als entmutigendes Moment entpuppten sich die vielen Aufstiege die Berge hoch, da wir immer wieder dachten, schon fast oben zu sein, jedoch sich auf der "Spitze" zeigte, dass hintendran noch ein weiterer Berg und viele Hundert Meter mehr zu Laufen warteten. Kilometer drei, vier und fuenf lagen schon hinter uns, und immer noch war kein versprochener Bergsee in Sicht, die Schneegrenze lag ferner denn je.
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So nah und doch so fern - auch diesen Bergkamm galt es zu ueberqueren! |
Doch dann, kurz nach Kilometer sechs, sahen wir auf einmal den ersten See. In einem tiefen blau lag er vor uns, still und unberuehrt.
Wir hatten nun neue Motivation geschoepft und liefen weiter durch die Steinlandschaft, wo schon kurz darauf der zweite See vor uns lag. Von hier aus konnte man perfekt auf das Heilige Tal, aber auch auf das normalerweise viel hoeher liegende Chinchero blicken. Das verdeutlichte uns, wie hoch wir eigentlich gestiegen waren - zum Vergleich, Chinchero liegt auf ueber 3700 Metern.
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Der zweite See mit dem Tal im Hintergrund |
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Jetzt sahen wir das Ziel schon direkt vor unseren Augen, doch richtig glauben konnte ich es irgendwie nicht; erst, als ich dann wirklich Schnee in meiner Hand hatte. Wir hatten es gepackt, mehr als 10 Stunden nach unserem ersten Aufbruch standen wir am letzten See, in den grosse Eiszapfen hereinragten, und an dem ein eisiger Wind wehte. Hier machten wir fast eine Stunde Pause, um unseren mitgebrachten Proviant zu essen, was bitter noetig war. Ich war wirklich sehr erschoepft, doch der Blick auf die Natur entschaedigte das komplett.
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Riesige Eiszapfen ragen hier in den verschmutzten See |
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Woohoo!! |
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Das Unwetter war schon von weit oben greifbar |
Der Abstieg dauerte bei weitem nicht so lange, dennoch einige Stunden. Wir folgten dem Pfad bis zu Kilometer null, der bei einer Mine war. Etwas komisch fuehlte sich das schon an, ueber das Gebiet zu laufen, da alle anderen Arbeiter Schutzkleidung und hohe Stiefel trugen, es wird gesagt, dass dort grosse Bodenschaetze gefunden wurden, vor der Regierung und dem Rest des Landes wird es allerdings noch geheim gehalten. Was davon wahr ist, kann ich schlecht beurteilen. Jedenfalls kamen wir so auf die Strasse in Richtung Munaychay, nachdem wir einen Staudamm hinuntergeklettert waren. Eine gute Stunde Laufweg lag vor uns, leider begann genau zu dieser Zeit ein grosses Unwetter. Zu Beginn war es noch weit von uns entfernt, mit jedem Meter, den wir auf der offenen Strasse liefen, schien es jedoch naeher zu kommen, bis wir dann knapp 20 Minuten vor unserem Ziel im Regen und Hagel standen, und der Donner fast unmittelbar auf den Blitz folgte. Wir stellten uns unter einem kleinen Strohdach, was so ungefaehr die einzige Moeglichkeit darstellte, irgendwie nicht nass zu werden, unter, und warteten einige Minuten ab, ehe wir nach Munaychay aufbrauchen und dort rechtzeitig, sogar eine Stunde vor dem Bus, in Munaychay ankamen.
Am Sonntag fuhren Till und ich nach Arín, einen kleinen Ort in Richtung Pisac, um von der Hauptstrasse aus einen Weg zu einem Wasserfall zu laufen. Wir hatten ihn bei einer vorherigen Fahrt gesehen und wollten uns das nicht entgehen lassen. Trotz eher bescheidenen Wetters liefen wir eine gute Dreiviertelstunde, bis wir bei dem Hauptwasserfall ankamen. Am Fusse wird momentan eine ziemlich luxurioese Hotelanlage gebaut. Wie viele Leute in einen so entlegenen Ort angelockt werden sollen, bleibt mir ein Raetsel. Jedenfalls versuchten wir auch, ein Stueck in den Wasserfall reinzuklettern, bei meinem Versuch, an eine wassergeschuetzte Stelle zu kommen drehte jedoch der Wind, was zur Folge hatte, dass ploetzlich eine grosse Ladung Wasser auf mich traf. Naja, wofuer hat man seine Regenjacke. ;-) Und wer kann schon von sich behaupten, wirklich unter einem Wasserfall gestanen zu sein?
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Die grosse Hotelanlage im Bau |
Bis bald!
Euer Pascal